Beschreibung
Sokri-Märchen selber illustrieren heißt eine neue Kinderbuchreihe unserer Autorin Erika Bock.
Ein erster märchenhafter Text mit dem Titel „Weihnachtsmann vermisst“ ist jetzt im tingmarke Verlag erschienen. Das Buch handelt von drei Kindern, die von allen Leuten in ihrem kleinen Dorf Dingelsbek „ Die Rotznasenkinder“ genannt werden, da sie keine Taschentücher benutzen. Die drei leben zu Hause in schwierigen Verhältnissen, die Kinder so nicht erleben sollten. Als der Weihnachtsmann drei Tage vor Weihnachten in Dingelsbek aufgrund einer Panne mit seinem Rentierschlitten notlanden muss, trifft er auf die drei Kinder. Tom, der Älteste der Rotznasen, fasst einen ungeheuren Entschluss. Weihnachten soll in diesem Jahr für alle Kinder auf der Welt ausfallen. Daher setzt er den Weihnachtsmann in einer alten abgelegenen Scheune fest. Gelingt sein Plan?
Leseprobe „Die Rotznasenkinder von Dingelsbek
Alle Leute in Dingelsbek nannten sie die „Rotznasenkinder“.
Die älteste Rotznase war Tom, zehn Jahre alt. Es folgten Hannes mit sieben Jahren und die kleine Marie mit fünf Jahren. Die drei Kinder hatten nie ein Taschentuch dabei, weil es zu Hause keine Taschentücher gab. Lief die Nase, so wischten sie den Schnodder kurzerhand am Ärmel des Pullovers oder der Jacke ab. Das war ziemlich ekelig! Deshalb wurden sie auch von fast allen gemieden.
Tom und Hannes besuchten die Dorfschule. Auch hier galten sie als Außenseiter. Kein Kind wollte neben Tom oder Hannes am Tisch sitzen, da beide manchmal streng rochen. Schnell machte sich Mief im Klassenraum breit, so dass sich die Kinder die Nasen zuhielten.
In der Pause wollte keiner mit ihnen spielen. Tom und Hannes standen immer allein auf dem Schulhof und wurden oft geärgert. Die Kinder riefen: „Rotznasen … Schnodderjungs … Miefmacher … bäh, bäh, bäh, bäh, bäh!“ Oft folgten noch viele schlimmere Schimpfwörter. Tom ließ sich nichts gefallen. Seine Wut steigerte sich unbändig. Ein Luftballon schien sich in seinem Bauch aufzublasen, bis er mit lautem Knall innerlich platzte. Dann schnappte er sich eines der Kinder und verprügelte es mit den Worten:
„Sag das nicht noch einmal … sonst!“ Er ließ offen, was das „Sonst“ bedeuten konnte.
Manchmal zog er auch den Kürzeren dabei. Dann hatte er Schrammen an den Knien und blaue Flecken an den Armen.
Erst vorgestern gab es solch eine brenzlige Situation. Zwei ältere Jungen hatten Hannes gepackt und drohten ihm:
„He Rotznase, willst du mal Schnee fressen?“
Hannes zappelte und trat mit den Füßen um sich. Er konnte sich jedoch nicht befreien und rief nach Tom. Als dieser die Hilferufe seines Bruders hörte, stürzte er sich augenblicklich auf die beiden größeren Jungen. Er riss sie von Hannes los und stieß einen von ihnen blitzschnell mit einem heftigen Fußtritt in den Schnee, so dass er hinfiel. Das reichte ihm jedoch noch nicht. Er griff sich auch den anderen Jungen, bog seinen Arm auf den Rücken, steckte seinen Kopf in einen Schneeberg und rief ihm zu:
„Du willst Schnee fressen? Kannst du haben!“
Der festgehaltene Junge schrie lauthals und spuckte den Schnee aus:
„Lass mich in Ruhe du Rotznase!“
Diese Prügelei wurde von dem Aufsichtslehrer nicht geduldet. Er schritt ein, zog Tom zur Seite und tadelte ihn:
„Tom, es wird sich nicht geprügelt!“
Tom erhielt zur Strafe eine zusätzliche Hausaufgabe. Die anderen beiden Jungen wurden nur verwarnt, da der Lehrer den Streit ja nicht von Beginn an verfolgt hatte. Sie stellten sich wortreich als Toms Opfer dar:
„Herr Krüger, Tom hat angefangen!“, erklangen ihre weinerlichen Stimmen.
Dabei sahen sie den Lehrer unschuldig an. Hinterher schlichen sie grinsend über den Schulhof. Wieder einmal fühlte sich Tom ungerecht behandelt. Er verstand die Welt schon lange nicht mehr. Warum war alles immer so ungerecht?
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